PPH 2003; 9(4): 201-209
DOI: 10.1055/s-2003-41389
Pflegeforschung
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Depressive Männer: Eine explorative Studie zu engen Beziehungen

J. Alexander1
  • 1J. Alexander, Krankenschwester für Psychiatrie, psychiatrische Gemeindekrankenschwester, derzeit im Promotionsstudium
Die Arbeit ist zuerst erschienen im Journal of Psychiatry and Mental Health Nursing 2001; 8, 67-75. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlages Blackwell Science Ltd. Übersetzung aus dem Englischen: Dirk Emmrich
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19 August 2003 (online)

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Der Gesundheitszustand von Patienten, die an einer Schizophrenie oder an einer Zyklothymie leiden, kann sich zunehmend verschlechtern und zu ernsthaften Einschränkungen führen. Dann kann man sie als unter einer ernsten und dauerhaften psychischen Erkrankung leidende Menschen klassifizieren. Da bei dieser Patientengruppe die Risiken für sich und andere im Mittelpunkt der Sorge stehen, geraten community psychiatric nurses (CPNs)[1] unter Druck, sich Patienten mit diesen Diagnosen zuzuwenden. CPNs wurden beschuldigt, Patienten mit einer ernsten und dauerhaften Diagnose zugunsten anderer Patientengruppen zu vernachlässigen. Wenn sie jedoch ihre primäre Gesundheitsfürsorge einschränken, kann dies ernsthafte Folgen für die Patienten haben. Patienten, die noch keinen Kontakt zu psychiatrischen Diensten hatten, befinden sich vielleicht in einem ernsten, lebensbedrohlichen Zustand. Depressive Männer werden beispielsweise nicht als ernsthaft psychisch krank erkannt, die Selbstmordrate in dieser Gruppe ist allerdings sehr hoch. Sie kehren möglicherweise ihre Depression nach außen und flüchten in Gewalt, wenn sie unbehandelt bleiben. Depressiven Männern fehlt es vielleicht an sozialer Unterstützung und der Fähigkeit, ihr psychisches Leid auszudrücken. Beide Faktoren können Depressionen unterstützen oder zu ihrer Verschlimmerung beitragen. Frühzeitige Überweisung und Diagnosestellung können hier eine Krise, eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit und Selbstmord verhindern. CPNs müssen zwar nicht zwingend die Folgeversorgung nach einer Diagnosestellung leisten, dennoch spielen sie für nicht psychotische psychisch Kranke eine wichtige Rolle bei der Überweisung von der primären Gesundheitsversorgung in die Fachversorgung. CPNs bilden einen Filter für die Expertise und die Ressourcen der multidisziplinären psychiatrischen Teams. Die Hausärzte werden zunehmend Schwierigkeiten beim Zugang zu multidisziplinären psychiatrischen Teams haben, wenn CPNs Überweisungen aus der primären Gesundheitsversorgung nicht akzeptieren. Interventionen der primären Dienste sind sehr wichtig für die Diagnosestellung der Depression, denn sie können Männern dabei helfen, psychisches Leid zum Ausdruck zu bringen und sie beim Zugang zu geeigneten Diensten und Behandlung unterstützen. Die Erfahrung der Arbeit mit depressiven Männern in einem primären Gesundheitsdienst zeigte, dass es vielen unter ihnen an Vertrauenspersonen mangelt oder sie sich ihren Nächsten nicht anvertrauen. Das von Brown und Harris [11] entwickelte Interviewschema zur Datensammlung bezüglich der Beziehungen depressiver Frauen diente zur Untersuchung der Beziehungen depressiver Männer, die ein psychiatrisches Tageszentrum besuchten.

1 Psychiatrische Gemeindeschwestern - der Begriff bleibt im englischen Original, da weder die Berufsbezeichnung noch die Organisationsform im deutschen Sprachraum existieren (Anm. d. Übers.).

Literatur

1 Psychiatrische Gemeindeschwestern - der Begriff bleibt im englischen Original, da weder die Berufsbezeichnung noch die Organisationsform im deutschen Sprachraum existieren (Anm. d. Übers.).

J. Alexander

St. Bartholomew School of Nursing and Midwifery

Philpot Street, Whitechapel, London El 2EA, UK